Ortsname

In alten Karten heißt das Dorf: Hudselo oder Hutzloh, dann Hudsell die Vorsilbe „Hud, Huds und Hutz gehen vermutlich auf das althochdeutsche „Huwo“ = Uhu zurück. Die Endung „Loh“, bedeutet Wald. Demnach bedeutet der Name Hützel „Eulenwald“

Lage

Im oberen Luhetal, am Zusammenfluss von Brunau und Wittenbeck mit der Luhe, liegt das „Drei-Bäche-Dorf“ Hützel. Es gehört zur Einheitsgemeinde Bispingen im Landkreis Heidekreis. Man erreicht es über die Kreisstraße 4 zwischen Bispingen und Steinbeck, die Kreisstraße 5 über Borstel und die Kreisstraße 6 über Evendorf. Zwei Kilometer östlich, oberhalb des Dorfes, führt die B 209 von Soltau nach Lüneburg vorbei. Der Ort ist ein Eisenbahnknotenpunkt der OHE, zwischen Soltau/Lüneburg und Winsen/Hützel. Wiesen und ausgedehnte Wälder ziehen sich bis in den Ortskern mit einigen gut erhaltenen, reetgedeckten Hallenhäusern.

Größe

Die Gemarkung umfasst 15,12 km² und hat 966 Einwohner. (Stand 30.06.2012) Höchster Punkt: Am „großen Stein“ in der Raubkammerheide, tiefster Punkt: An der Wassermühle

Ortsgeschichte

Die erste Nennung datiert aus dem Jahre 1193, als das Dorf Hützel, als Teil des Kirchspiels Bispingen an den Bischof Lüder von Verden verkauft wird.

Weiter findet sich im Winsener Schatzregister eine Eintragung aus dem Jahre 1313. Zu der Zeit überlässt Konrad von Hudsell dem Ritter Segeband von dem Berge eine Mühle und zwei Höfe mit ihrem „Zehnten“ zu seinem Lebensunterhalt. Dieser Eintrag beweist, dass es in Hützel schon vor Jahrhunderten eine Wassermühle von überörtlicher Bedeutung gab. Vermutlich erhielt in dieser Zeit der große Wald nahe Hützel seien Namen „Roufkammer“. („Rouf“ = Raub, Kammer, = Verwaltungsbehörde für Grundherrschaftlichen Besitz) Sie ist ein ausgedehntes Waldgebiet zwischen Hützel und Munster. Wer von Soltau nach Lüneburg wollte, musste sie durchqueren. Da es dabei immer wieder zu Raubüberfällen auf durchfahrende Händler kam, wurde der damalige Wald der „Herzoglichen Kammer“ zur „Raubkammer“.

Kartenausschnitt von ca. 1720

Die Sage berichtet vom Raubritter Moritz von Zahrenhusen, der hier sein Unwesen trieb. Ein Gedenkstein südlich von Rehrhof erinnert an diesen Mann, der, bei einem der von ihm verübten Überfälle, durch einen reisenden Kaufmann getötet worden sein soll. Vermutlich trug aber der Wald, weil es dort so unsicher war, seinen Namen schon vor der Raubritterzeit. Durch das Dorf führte der alte Postweg von Harburg nach Celle.

Im Jahre 1353 bestand Hützel aus einer Ansiedlung von sieben Bauernhöfen und einer Wassermühle. Der Ort vergrößerte sich stetig und wurde mit der Zeit zu einem kleinen Industriedorf, denn die Entdeckung von reichen Kieselgur Ablagerungen in der Hützeler Luheniederung hatte Folgen. Der Fund des „weißen Goldes der Heide“ veränderte das Leben nachhaltig. Man richtete den Blick auf „die neue Zeit“ und gewöhnte sich an viele technische Neuerungen.

Nachdem man 1836 in Unterlüß den ersten Kieselgurfund machte und allmählich den unschätzbaren Nutzen dieses Rohstoffes entdeckte, wurde auch im Luhetal Gur gefunden. Im Jahre 1876 wurde in Hützel die erste Kieselgurgrube („de witte Eerdiek“ = weißer Erdteich) in Betrieb genommen. „Gu(h)r“ ist ein niederdeutscher Volksausdruck mit der Bedeutung „feuchte, aus dem Gestein ausgärende Masse“. Aus geologischer Sicht ist Kieselgur ein, aus fossilem Diatomeenschlamm (Schutzpanzer abgestorbener Kieselalgen) entstandenes Sedimentgestein. Aufgrund seiner Materialeigenschaften, leicht und hochporös, ist Kieselgur ein geschätzter Rohstoff und wird industriell als Filter- und Bindemittel genutzt.

Ein Meilenstein der Entwicklung war die wichtige Neuerung Kieselgur mit dem gefährlichen Nitroglycerin (Sprengöl) zu tränken. So entwickelte der schwedische Chemiker Alfred Nobel in Hamburg den gut transportierbaren Sprengstoff Dynamit. In der Lüneburger Heide befanden sich die ersten Kieselgurgruben der Welt. Der Kieselgurabbau entwickelte sich für diese Region zu einem wichtigen Wirtschaftszweig.

Bis zum Ersten Weltkrieg wurden in Niedersachsen bis zu 25.000 Tonnen Kieselgur produziert. Das deckte damals fast den gesamten Weltbedarf an diesem Rohstoff. Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte die Produktion bis zu 60.000 Tonnen. Die Kieselgur wurde im Tagebau gewonnen. Anfangs wurde sie, wie Torf, mit der Hand abgestochen und auf Schubkarren aus der Grube transportiert. Später füllte man sie in Loren, die mit Pferden, Seilwinden oder Kleinlokomotiven aus der Grube gezogen wurden. Mit der Möglichkeit, den Rohstoff billiger aus Übersee zu importieren, verlor der Abbau in der Heide seine Grundlage. Auch die Gruben in Hützel wurden 1969 aufgegeben und der Natur überlassen. Zahlreiche Kieselgurteiche im Dorf zeugen bis heute von dieser Zeit.

Verkehr: Hützel an der „Luhebahn“

Die Kleinbahn Winsen-Evendorf GmbH eröffnete am 20. Juli 1906 zunächst die Bahnstrecke von Winsen bis Egestorf, die dann zum 8. Juli 1910 bis Hützel fertiggebaut wurde. Sie änderte damit auch ihren Namen in Kleinbahn Winsen-Evendorf-Hützel. Der Anschluss an die erst 1913 eröffnete Kleinbahn Lüneburg-Soltau wurde nach Hützel gelegt, weil die Bispinger Bauern es abgelehnt hatten, Land zu verkaufen, damit der Eisenbahnknotenpunkt dort entstehen konnte. Die „Luhebahn“ genannte Strecke stellte, quer durch die Lüneburger Heide, eine Verbindung der Hamburg-Lüneburg-Linie, zur Kleinbahn Lüneburg-Soltau dar und war zum Export von Kieselgur und landwirtschaftlichen Produkten bald unentbehrlich. Seit 1944 gehören beide Kleinbahnen zur OHE (Osthannoversche Eisenbahn). Heute gibt es auf den OHE-Strecken, außer Sonderfahrten mit historischen Fahrzeugen als Tourismusattraktion, keinen Personenverkehr mehr.

Wanderziele

„Söhlbruch“

Das unter Landschaftsschutz stehende Gebiet des Söhlbruch (Suhle = Schlammig, Bruch = feuchter Sumpfwald), ist ein „echter“ Urwald in Kleinformat. In diesem Feuchtbiotop sind Tiere und Pflanzen zu finden, die andernorts längst ausgestorben sind. Hier wird alles so gelassen, wie die Natur es gestaltet. Der Bruch gehört zum Quellgebiet des Wittenbeck. Es ist ein wunderbares Erlebnis, diese grüngoldene Oase an heißen Sommertagen zu durchwandern.

„Borsteler Kuhlen“

Zerklüftetes Trockental, dass zur bäuerlichen Bewirtschaftung untauglich war und daher seine Ursprünglichkeit bewahrte. Die romantischen Heideflächen zwischen Borstel und Hützel sind zu Fuß über den Speckenweg erreichbar und wunderbar zu erwandern.

„Spöktal“

Auch diese Heidelandschaft mit dem Naturhotel „Haus Spöktal“ in dem der Besucher eine Rast einlegen kann, ist zu Fuß, an Grubenteichen vorbei, ein reizvolles Ausflugsziel zwischen Hützel und Steinbeck.

Wissenswertes

Der „Immenhof“ wurde 1912 von einem Hamburger Rechtsanwalt als Guts- und Pensionshauses in der Heide, oberhalb der Brunau gebaut. Nachdem er 1927 von der AWO gekauft wurde, diente er als Ausbildungsinternat für junge Mädchen aus sozial schwachen Bevölkerungsschichten. In der Nazi-Zeit wurde das Anwesen enteignet, diente im Krieg als Lazarett und war bis in die 50.Jahre eine Außenstelle des Soltauer Krankenhauses. Danach unterhielt die AWO dort ein heilpädagogisches Schulheim für Kinder und Jugendliche.

Hützel ist bis heute Sitz der Firma „Reye und Söhne“. Sie förderte als eines der ältesten Tagebau-Unternehmen, bis 1969 noch Kieselgur, legte die Gruben dann still und stellte sich auf Herstellung und Vertrieb von Edelputzmischungen für die Bauindustrie um.

In Hützel hat auch die weltweit agierende Grube KG ihren Stammsitz. (gegründet 1945 durch den Revierförster Waldemar Grube), Fachhändler und Speziallieferant mit Ausrüstungen für Wald, Landschaft, Natur und Umwelt.

Die bedeutende Drogeriemarktkette Rossmann Burgwedel, betreibt in Hützel ihr Seminarzentrum, den „Waldhof, der von Fach- und Führungskräften des Unternehmens genutzt wird.

Text: Marietta Hemmerle

Ort & Geschichte

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